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Kommunale Wärmeplanung präsentiert ambitionierte Zukunftsvision

Bergneustadts Weg zur Wärmewende

Am 8. Dezember 2025 wurde der Endbericht zur Kommunalen Wärmeplanung Bergneustadt erstmals vor dem Bau-, Planung- und Umweltausschuss (BPU) präsentiert. Das umfangreiche Dokument, entwickelt durch die BMU Energy Consulting GmbH unter Leitung von Dr.-Ing. Michael Becker, beschreibt einen konkreten Fahrplan für die klimaneutrale Transformation der Wärmeversorgung bis 2045. Mit dieser strategischen Planung nimmt Bergneustadt eine Vorreiterrolle in der kommunalen Energiewende ein und setzt ein klares Signal für Investitionen in nachhaltige Wärmetechnologien.

Die Herausforderung: Von Öl und Gas zur klimaneutralen Wärmeversorgung

Bergneustadts aktuelle Wärmeversorgung ist noch stark auf fossile Energieträger angewiesen. Gas- und Ölheizungen decken kumuliert 88 Prozent des gesamten Wärmebedarfs ab. Erneuerbare Energieträger wie Strom, Umweltwärme und Biomasse machen gegenwärtig nur 11 Prozent aus. Diese Ausgangslage verdeutlicht die Magnitude der vor uns liegenden Aufgabe. Die klassische Heizungslandschaft unserer Stadt muss sich grundlegend verändern, um die ambitionierten Klimaschutzziele der Bundesregierung und des Bundes-Klimaschutzgesetzes zu erreichen.

Der Wärmesektor ist dabei ein entscheidender Hebel für den Klimaschutz. Über die Hälfte der in Deutschland verbrauchten Endenergie wird für die Wärmeerzeugung aufgewendet – in der Stadt Bergneustadt nicht anders. Die Notwendigkeit einer strategischen und durchdachten Planung ergibt sich daher nicht nur aus ökologischen, sondern auch aus wirtschaftlichen Gründen.

Die Lösung: Wärmepumpen als Rückgrat der Wärmewende

Eines der Kernaussagen der Kommunalen Wärmeplanung ist besonders bemerkenswert: Nach Aussage von Dr. Becker sollen 98 Prozent der Heizungen langfristig nur mit Wärmepumpen klimaneutral werden. Diese Fokussierung auf dezentrale Stromheizungen, insbesondere Luft-Wasser-Wärmepumpen, entspricht den Erkenntnissen aus Bestands- und Potenzialanalyse und zeigt den realistischen Weg forward für eine Stadt wie Bergneustadt.

Besonders erfreulich ist dabei eine weitere Erkenntnis: Knapp 95 Prozent aller Gebäude in Bergneustadt sind aus Sicht der Schallemissionen grundsätzlich nach einer Sanierung für Luft-Wasser-Wärmepumpen geeignet. Die Platzverfügbarkeit für Außengeräte stellt in großen Teilen des Stadtgebiets ebenfalls keine erhebliche Restriktion dar. Diese günstigen Voraussetzungen machen deutlich, dass Wärmepumpen für Bergneustadt nicht nur ökologisch, sondern auch praktisch die richtige Wahl sind.

Szenarien für 2045:
Dezentrale Versorgung mit Biomasse als Ergänzung

Das im Bericht dargestellte Zielszenario für 2045 zeigt eine klare Verteilung der Wärmeversorgung:

•91 Prozent des Wärmebedarfs wird durch dezentrale strombasierte Heizungen (insbesondere Wärmepumpen) gedeckt
•7 Prozent entfallen auf Biomasse (Holzpellets, Hackschnitzel oder Scheitholz)

•Nur 1,5 Prozent werden über ein neu zu bauendes Wärmenetz in der Altstadt Bergneustadts bereitgestellt

Diese Aufteilung widerspiegelt die Realität unserer Stadt. Während Wärmenetze in dicht bebauten Gebieten wirtschaftlich sind, stellen die begrenzte Verfügbarkeit von erneuerbaren Wärmequellen in der unmittelbaren Umgebung und die dezentrale Siedlungsstruktur Wärmenetze als Gesamtlösung in Frage. Die Kläranlage Bergneustadts könnte zwar theoretisch bis zu 16 GWh Wärmeenergie bereitstellen – dies reicht aber nur für einen kleinen Teil der Stadt aus.

Sanierungen als Schlüssel zur Effizienz

Neben dem Heizungswechsel ist die energetische Sanierung von Gebäuden ein ebenso wichtiger Baustein der Wärmewende. Für Bergneustadt konnte ein Sanierungspotenzial von 38 Prozent bezogen auf den Wärmebedarf identifiziert werden. Durch die Reduzierung des Wärmebedarfs durch Wärmedämmung, moderne Fenster und verbesserte Gebäudehüllen sinkt nicht nur der Energieverbrauch, sondern auch die notwendige Leistung der späteren Wärmepumpen. Dies führt zu wirtschaftlicheren Systemen und höherer Effizienz.

Konkrete Maßnahmen für die Umsetzung

Die Kommunale Wärmeplanung Bergneustadt empfiehlt eine breite Palette von Maßnahmen:

Infrastrukturelle Maßnahmen:

•Gasnetzstrategie: Der Gasnetzbetreiber sollte aufzeigen, wie eine potenzielle Stilllegung des Erdgasnetzes durchzuführen ist
•Stromnetzplanung: Der Stromnetzbetreiber wird aufgefordert, eine Zielnetzplanung durchzuführen, um den Zubau von Wärmepumpen zu unterstützen
•Energieleitplanung und integrierte Tiefbauplanung zur Koordination der Infrastrukturausbau
Kommunale Maßnahmen:
•Digitale Bügerinformation über die Wärmewende auf der Webseite der Stadt
•Informationsveranstaltungen zu Gebäudesanierungen für Bürgerinnen und Bürger
•Lokale Leuchtturmprojekte der Kommune als Vorbilder
•Gesamtstrategie zur Wärmebedarfsreduktion kommunaler Liegenschaften
•Zusammenarbeit mit lokalen Energieversorgern bei Heizungschecks und Austauschprogrammen

Eine verbindliche Planungsgrundlage für alle

Die Kommunale Wärmeplanung Bergneustadt schafft erstmals eine rechtsverbindliche strategische Planungsgrundlage für die Transformation des Wärmesektors. Das Wärmeplanungsgesetz (WPG) verpflichtet Kommunen zu dieser Planung – Bergneustadt erfüllt damit eine gesetzliche Verpflichtung und schafft gleichzeitig Planungssicherheit für Bürgerinnen und Bürger, Unternehmen und Energieversorger.
Wichtig zu verstehen: Der Wärmeplan selbst ist zwar nicht unmittelbar verbindlich und begründet keine einklagbaren Rechte oder Pflichten. Allerdings bildet er die Grundlage für weitere kommunale Entscheidungen, besonders bei der Integration in die Bauleitplanung. Gleichzeitig müssen Entscheidungen über die Ausweisung von Wärmeversorgungsgebieten die Ergebnisse der Wärmeplanung berücksichtigen.

Aktualisierung alle fünf Jahre

Der Wärmeplan ist nicht statisch. Die Kommunale Wärmeplanung Bergneustadt muss spätestens nach fünf Jahren überprüft und bei Bedarf aktualisiert werden. Dies ermöglicht es, neue Technologien, geänderte Rahmenbedingungen und den Fortschritt bei der Umsetzung zu berücksichtigen.

Ausblick: Wärmewende braucht Engagement aller Akteure

Die Umsetzung der Wärmewende in Bergneustadt ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe. Sie betrifft die Stadtverwaltung, die Energieversorger, Wohnungsbaugesellschaften, Handwerksbetriebe, Finanzinstitute und vor allem die Bürgerinnen und Bürger. Nur durch koordiniertes Handeln aller Akteure – mit klaren Rollen und gemeinsamen Zielen – kann die Transformation gelingen.
Der Bericht vom 8. Dezember 2025 ist daher nicht das Ende, sondern der Beginn einer intensiven Umsetzungsphase.
Die nächsten Jahre werden entscheidend sein, um die in der Kommunalen Wärmeplanung Bergneustadt beschriebenen Ziele in die Realität umzusetzen. Mit der notwendigen Unterstützung, Investitionen und dem Engagement aller Beteiligten kann Bergneustadt zeigen, dass eine klimaneutrale Wärmeversorgung möglich ist – nicht irgendwann 2045, sondern bereits vorher. Die Bürgerschaft muss dafür selber und freiwillig aggieren.
Die Wärmewende ist eine Chance für Bergneustadt: für Klimaschutz und für eine lokale Wertschöpfung durch Handwerk und Dienstleistungen. Wir sollten nur immer die Preise für unsere Bürger im Blick behalten. Am Ende wird die Energiewende ansonsten nicht alle mitnehmen, wenn die soziale Komponente missachtet wird!

Für die UWG Bergneustadt nahm Sven Oliver Rüsche an der Sitzung teil:

UWG Stv. Fraktionsvorsitzender und Mitglied im Stadtrat Bergneustadt.Sven Oliver Rüsche ist Stadtverordneter und Mitglied der Unabhängigen Wählergruppe Bergneustadt (UWG). Als selbstständiger Unternehmer bringt er langjährige praktische Erfahrung in wirtschaftlichen und kommunalen Fragen mit. Seine Arbeit zeichnet sich durch Klartext, Unabhängigkeit und Verlässlichkeit aus.
Innerhalb der UWG Bergneustadt, die ohne Parteibindung und Stallorder arbeitet, engagiert sich Rüsche für die unmittelbare Interessensvertretung der Bürgerinnen und Bürger. Er ist bekannt dafür, auch unbequeme Probleme anzusprechen und nicht-parteiische Lösungen zu verfolgen.Rüsche ist verheiratet, Vater von zwei erwachsenen Söhnen und lebt in Belmicke. Er schreibt regelmäßig zu politischen Themen auf seinem Blog und analysiert kommunale Entscheidungen mit Fokus auf Wirtschaftskompetenz und nachhaltige Entwicklung.

Kontakt und weitere Informationen: politik.ruesche.de

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